Reisebericht Elisabeth Kuntschke



„Visionen werden wahr!“

Vorweihnachtszeit 2007 auf einem kleinen Weihnachtsmarkt in Wien: Ich werde auf ein Buch aufmerksam - „Ein Afrikaner in Österreich“ – und nehme es zur Hand. Sofort davon gefesselt, beginne ich zu lesen und lache laut über die lustigen Geschichten. Zuhause habe ich es in einem Zug ausgelesen und war fasziniert, wie Emekas Mutter mit Schwierigkeiten einen warmen Pullover im immer warmen Nigeria für ihren Sohn kaufte, damit er in Österreich nicht so friert, dass Schwarzfahren in der Wiener U-Bahn mit Rassismus zu tun hat, und so weiter …

Begeistert von dem Engagement Emekas beschlossen mein Mann und ich, ein Patenkind in Nigeria mit Schulgeld zu unterstützen. Nach einigen Monaten hatten wir die Informationen zu „unserem Mädchen“ und ihr Foto in der Hand. Weiter interessiert an diesen Menschen besuchten wir oftmals die Homepage (www.emeka.at) von Pfarrer Emeka. Plötzlich wurden medizinisches Personal und Optiker für ein Hilfsprojekt in Nigeria gesucht. Begeistert schlossen sich noch 3 andere Kollegen aus dem Hartmannspital in Wien dieser Idee an. Nach längeren Vorbereitungen starteten Ende Juli 2009 17 Personen nach Umunohu, um am medizinischen Projekt und am Brillenprojekt teilzunehmen. In 11 Arbeitstagen gelang es dem Team rund 4000 Patienten zu versorgen und ca. 5000 Brillen nach der Vermessung durch die Optiker auszugeben.

Wir haben nicht nur helfen können, wir haben auch sehr viel bekommen. Die Dankbarkeit dieser Menschen wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Die Tage dazwischen füllte Emeka mit kulturellen Highlights, wie einem Dorffest, dem Besuch im National War Museum (Biafra Kriegsmuseum), spannenden und langen Gottesdiensten, die Vorstellung beim Bischof, dem Gouverneur usw. Viel hat er uns über die Traditionen in seinem Land erzählt. Wir konnten mit eigenen Augen sehen, dass alle Projekte, von denen er uns erzählte, wirklich funktionieren. Das ganze Team ist überzeugt, dass Emekas größte Vision – ein Krankenhaus für Umunohu zu bauen – bald Wirklichkeit werden wird.

In seiner Familie – der Häuptlingsfamilie in Umunohu – fühlten wir uns sehr willkommen. Die unvorstellbare Gastfreundschaft hat wesentlich tiefere Spuren hinterlassen als ein Kultururlaub in einem vergleichbaren Land.

Das absolut größte Erlebnis war für mich das Treffen mit Oleomachi, unserem Patenkind. Nach dem Besuch in der Familie bin ich überzeugt, mit der Unterstützung für ihr Schulgeld (€ 100,- im Jahr) das absolut Beste getan zu haben. Oleomachi ist das einzige Kind in der Familie, das zur Schule gehen kann. Ich hoffe sehr, dass es nicht das letzte Mal war, dass ich dieses Dorf und seine Menschen besuchen konnte.

So kann ich nun aufrichtig sagen: „Ein Stück meines Herzens ist in Afrika geblieben!“ Elisabeth Kuntschke