Reisebericht Ing. Klaus Gmeiner & Sabine

 

Visionen werden wahr!

Am Anfang einer Reise steht immer die Vorbereitung auf das Unerwartete. Es gibt tausend Dinge zu bedenken und zu organisieren.

Speziell für unser Brillen- und Medizinprojekt waren die Vorbereitungen sehr intensiv. Viele Monate vor der Abreise haben wir begonnen, in unserem Geschäft mehr als 7000 Brillen zu begutachten. Rund 5000 dieser Brillen waren für unser Projekt gut geeignet. Diese wurden gereinigt, vermessen, beschriftet, eingepackt und grob sortiert. Drei Wochen vor der Abreise traf sich das Nigeria-Brillenteam nochmals in Obergrafendorf zur Feinsortierung der Brillen. Wie sich später herausstellte, war diese zeitaufwändige Arbeit sehr wertvoll, da sich unser Schaffen vor Ort dadurch sehr vereinfachte.

Ein zweites großes Thema stand für meine Frau und mich im Zentrum der Vorbereitungen auf unser Hilfsprojekt – die Spendengelder. Auf Grund der Wirtschaftskrise änderten sich die Modalitäten für den Transport der Hilfsgüter wesentlich und kurzzeitig war es für alle Beteiligten sehr unsicher, ob sich dieser noch finanzieren lasse. Also machten wir uns (alle 17 Teilnehmer) auf die Suche nach geeigneten Sponsoren, jeder gab sein Bestes und mit vereinten Kräften ist es uns schließlich auch gelungen, die notwendige Summe aufzutreiben.

Der Tag der Abreise rückte näher und auch die Emotionen variierten zunehmend zwischen Unsicherheit und Vorfreude.

Wir trafen uns um 5 Uhr morgens am Flughafen in Wien, die Stimmung war sehr gut auch wenn manche gar nicht oder nur 2 Stunden geschlafen hatten. Nachdem wir das letzte europäische Frühstück für 3 Wochen zu uns genommen hatten, bestiegen wir das erste Flugzeug nach Paris. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt und diversen Sicherheitskontrollen saßen wir schließlich im Flugzeug nach Nigeria. Wie auf der gesamten Reise, kümmerte sich Emeka rührend um unser Sitzplatzchaos, indem er die Hälfte der Fluggäste umsetzte, damit jeder neben seinem gewünschten Sitznachbarn Platz nehmen konnte – nochmals Danke.

Nach insgesamt 7,5 Stunden Flugzeit landeten wir planmäßig in Nigeria und ab hier mussten wir uns von der europäischen Pünktlichkeit verabschieden. Von nun an galt das Motto „ +/- ungefähr“.

Die ersten Eindrücke waren bereits sehr intensiv. Unfertige Häuser, beschädigte Straßen, hohe Luftfeuchtigkeit, sehr viel grüne Fauna aber vor allem viele lachende und winkende Menschen.

Nach ca. 3 Stunden Fahrzeit im Formel 1-Tempo kamen wir etwas erschöpft beim Elternhaus von Emeka an. Dort begrüßten uns viele singende und tanzende Frauen und Kinder, eine Herzlichkeit, die in Österreich fast undenkbar ist.

Nach einer kurzen Erfrischung teilte uns Emeka die Zimmer für die kommenden 3 Wochen zu und mittlerweile doch schon sehr erschöpft, schliefen wir bis zum ersten Hahnenschrei (ca. 6h)durch.

In den ersten Tagen war akklimatisieren und die Umgebung kennenlernen angesagt. Was besonders auffällig und erfreulich war, sobald man einen Schritt vor die Türe setzte, hatte man mindestens 3 Kinder an jeder Hand. An einem der freien Tage planten wir einen erholsamen Spaziergang durch den Dschungel; in Begleitung ca. 100 lachende Kinder.

Am vierten Tag liefen die Vorbereitungen für den Projektstart auf Hochtouren. Alle wuselten in europäischer Manier durch die Gegend, um den angekündigten Menschenstrom optimal zu koordinieren. Am Nachmittag durften wir nun die ersten Patienten betreuen und versorgen. Der Ablauf war perfekt organisiert, ein wesentlicher Punkt, da wir pro Tag über 300 Patienten durchschleusten.

Die Arbeit selbst war sehr schweißtreibend, nicht nur auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit. Die meisten Patienten waren medizinisch und augenoptisch absolut unterversorgt. Wir behandelten Augeninfektionen, die in unseren Breiten schon seit Jahrzehnten ausgestorben sind (Bsp. Trachom). Auch die meisten Operationen wurden in schlechter Qualität durchgeführt – der Löwenanteil der erblindeten Augen ist durch nicht fachgerecht durchgeführte Operationen hervorgerufen worden. Auch das klinische Bild der UV- bedingten Veränderungen an den Augen war in einer für uns ungewohnt stark ausgeprägten Form anzutreffen. Nahezu jeder Patient ab 35 Jahren war Presbyop, hatte ein Pinguecula oder ein Pterygium bzw. die Kombination. Je älter die Menschen waren umso stärker die Veränderungen. Katarakte (Grauer Star) im Endstadium hatte fast jeder ab dem 60. Lebensjahr. Auch das Glaukom (Grüner Star) ist in einer Vielzahl anzutreffen.

Es wäre eine tolle Sache, wenn sich für das kommende Projekt 2012 zumindest ein Augenarzt/eine Augenärztin finden würde, der/die vor Ort Operationen durchführt. Auch mehr Optiker bzw. klinische Optometristen würden es möglich machen, in der gleichen Zeit wesentlich mehr Menschen optimal zu versorgen. Interessierte Kollegen können sich gerne mit mir in Verbindung setzen (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!).

Zusammengefasst war es eine sehr lehrreiche, spannende und doch auch abenteuerliche Zeit in Nigeria, die mir immer positiv in Erinnerung bleiben wird. Daher haben wir uns auch entschlossen, 2012 wieder dabei zu sein.

Ing. Klaus Gmeiner & Sabine