Begegnung der Kulturen...

(Reisebericht – Nigeriareise August 2010)

Fotogalerie [ Nigeriareise August 2010 ]

 

Von 27.7 bis 11.8 war ich heuer mit Mag. Dr. Emeka Emeakaroha in Nigeria, Imo state, Umunohu seinem Heimatdorf.

2003 waren  2 meiner Arbeitskolleginnen mit Ihm in Afrika und erzählten voll Begeisterung von der Reise. Daraufhin nahm ich dann bei einem Afrikafest in Obergrafendorf eine Schulpatenschaft an und habe den Entschluss gefasst auch einmal mitzufahren. Es sollte noch einige Jahre dauern, aber als ich sein Buch gelesen hatte und die Fotos von Chidiadi meinem Patenkind in Händen hielt, mußte es heuer sein und ich bin dankbar, dass Emeka es immer wieder auf sich nimmt, diese Reisen zu organisieren. Es war für mich eine unbezahlbare Erfahrung.

Nach den vorbereitenden Treffen und dem Kennenlernen der Mitreisenden flogen wir mit vielen ungewissen Erwartungen und viel Gepäck, mit Lufthansa nach Port Harcourt. Wir wurden von 8 Sicherheisleuten begleitet und von Emekas Familie und den Dorfbewohnern herzlichst begrüßt. Die Trommelklänge, Gesang und der unheimlich rhythmische Tanz, die herzlichen Umarmungen und die große Freude geben einem sofort das Gefühl dazuzugehören und willkommen zu sein. Wir wurden eben wie Familienmitglieder aufgenommen und bestens untergebracht und versorgt.

Nachdem ich von seinen Projekten ( Dorfbrunnen-Wasserprojekt; medizinische und Brillenprojekt; Berufsausbildungszentrum für Mädchen;und vielen, vielen anderen Hilfen und Unterstützungen die durch Ihn aufgebaut wurden) schon vieles wußte und gehört hatte,war ich besonders neugierig auf das neue Spitalsprojekt. Da ich seit 25 Jahren als Krankenschwester in einem Pensionisten und Pflegeheim arbeite, interessierte es mich brennend wie dort Kranke und Alte versorgt werden. Welch ein Keulenschlag!

Mit dem Wissen über unser Gesundheitssystem, Versicherungen, den Krankenhäusern, Fachärzten, Therapien, Arztpraxen in fast jedem Ort, den manchmal übertrieben anmutenden Hygienestandards usw. und der trotzdem herrschenden Unzufriedenheit -  das zu sehen!! Mit welch einfachsten und bei uns absolut unvorstellbar geringen Mitteln fast verzweifelt versucht wird die allernötigste Grundversorgung irgendwie zu gewährleisten. Es wird einem klar, daß die Medizinmänner mit ihrem altüberlieferten Wissen über Heilkräuter, der Herstellung von Elexieren und Salben usw. dringend gebraucht werden und die Menschen ihrer Heilkraft und Energie vertrauen.

Als ich das alles gesehen, aufgenommen und versucht habe es irgendwie zu verarbeiten, freute es mich besonders bei der Grundsteinlegung des neuen Spitals dabeizusein. Ich durfte miterleben mit welchem Enthusiasmus und Fleiss auf dieser Baustelle gearbeitet wird. Abrissarbeiten, Bäume fällen, Fundamente graben… natürlich alles Handarbeit. Auch die Herstellung der Ziegel - Stück für Stück - konnten wir beobachten. Wie anders ein Bauvorhaben in Europa mit Kränen, Baggern und vielen maschinellen Hilfsmitteln.

Die Segnung der Baustelle und Besprengung des gesamten Fundamentes mit Weihwasser durch die Priester und eines Abgesandten des Bischofs war ein großes unvergessliches Fest. Ich wünsche Dir lieber Emeka viel Kraft und Ausdauer für dieses Projekt und Gottes reichsten Segen für das neue Krankenhaus, daß es gut funktionieren möge und vielen, vielen Menschen geholfen werden kann. Wie wir erleben durften bist Du ein Strohhalm an den sich die Menschen klammern und Hilfe erhoffen und auch bekommen.

Mir ist klar geworden, daß die allerwichtigste Hilfe - so glaube ich - den Menschen durch Bildung gegeben werden soll. Daher ist die Schulpatenschaft (ein Kind kann durch unsere gespendeten 100 Euro ein ganzes Jahr die Schule besuchen) ein wertvoller und wichtiger Beitrag. Es scheint zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber steter Tropfen höhlt den Stein!!

Auch ich durfte mein Patenkind kennenlernen. Chidiadi ist eine bildhübsche, 13jährige junge Dame. Es ist sehr berührend, welch große Freude man mit einigen kleinen Geschenken machen kann und zu erleben daß die Spende die man gibt wirklich 1:1 ankommt und fruchtet. Ich hoffe, daß Sie Ihr Ausbildungsziel erreicht - sie will auch Krankenschwester werden - und vielleicht einmal in diesem Krankenhaus arbeiten kann. Ich wünsche Ihr und allen Patenkindern einen guten Lernerfolg, ein fundiertes Wissen, dass sie ihren Weg finden und fruchtbringend für sich, ihre Familien und ihr Land  arbeiten können.

Es war eine sehr tiefgehende Reise und das herzliche kennenlernen einer anderen Kultur. Vieles, das auch ich und meine Reisegruppe erlebt haben, ist nachzulesen in Emeka‘s Buch: "Erfahrungen eines Afrikaners in Österreich" das ich sehr empfehlen möchte. Bitte machen Sie auch Werbung für die Kinderpatenschaft!
Abschließend ein afrikanisches Sprichwort aus Emeka‘s Buch das sehr wahr ist.

„Gemeinsamkeit macht stark. Selbst das Reisig ist im Bündel unzerbrechlich“.

Veronika Kerschner
(aus Kirnberg)