August 2003 - Nigeria, ein unvergessenes Erlebnis

"Er legte Ihnen die Hände auf und Sie konnten wieder sehen"
(frei nach Markus 8, 22-26)
Getreu diesem Vers initiierte unser Kaplan Emeka Emekaroha aus Ober-Grafendorf ein Brillenprojekt in seiner Heimat, Nigeria. Viele helfende Hände waren dafür nötig.

So beschlossen 15 Mitglieder aus der Pfarrgemeinde dieses Projekt tatkräftig zu unterstützen. Darunter waren 2 Augenärzte (Dr. Jörg Hildebrandt aus St.Pölten, Dr. Susanne Kienbacher aus Wien) und eine Optikerin (Martina Naimer aus Berndorf), ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre. Die Brillen, die für dieses Projekt unerlässlich waren, wurden von den Einwohnern der Gemeinde Ober-Grafendorf und den Nachbargemeinden gespendet. Insgesamt waren sie 2000 Brillen. Es war natürlich nötig alle Brillen zu reinigen und zu vermessen, das dankenswerterweise vom ortsansässigen Optiker (Fa. Moser) und zwei andere Optikern in St. Pölten übernommen wurde. Nach diesen und vielen anderen Vorbereitungen, wie das Verpacken der Augengläser, konnte die Reise beginnen. Acht Stunden Flug von Wien über Frankfurt nach Lagos brachte uns in eine andere Welt.

Schon bei unserer Anreise zeigten sich die ersten großen Unterschiede zwischen den beiden Ländern. So wurde die erste Autofahrt zu einem Erlebnis. Nach drei stunden erreichten wir unser Ziel - das Dorf Umunohu Amakohia in Imo State.

Der Häuptling des Dorfes, Kaplan Emeka's Großvater, begrüßte uns herzlich und überreichte uns als Begrüßungsgeschenke afrikanische Kleidung, Sonnenhüte und Fächer. Sehr freundlich aufgenommen, beherbergt und verköstigt wurden wir im Haus der Eltern unseres Kaplans.

Bereits beim ersten Spaziergang durch das Dorf fiel allen auf ,dass die Lebensfreude der Bevölkerung, trotz ihrer Armut, ungebrochen ist.
Die kleinen Geschenke an die Kinder bewirkten überall lachende Gesichter und strahlende Kinderaugen. Eine fröhliche Kinderschar begleitete unsere Gruppe auf allen Spaziergängen. Von den örtlichen Politikern wurden wir zum Meinungsaustausch eingeladen. Segen und Dank für unser Engagement erhielten wir vom Bischof Anthony Ilonu, der uns zu einer Audienz empfing.

Obwohl das Brillenprojekt nur in der Dorfkirche angekündigt worden war, waren wir alle völlig überrascht von den Menschenmassen, die von weit und breit herkamen, um Ihre Augen untersuchen zu lassen. Hunderte standen mit Engelsgeduld den ganzen Tag über in der Warteschlange um behandelt zu werden. Abends mussten sie heimgeschickt werden und sie kamen trotzdem am nächsten Tag wieder. Viele mussten mehrere Tage lang warten, bis sie an die Reihe kamen.. Trotzdem blieben alle ruhig, freundlich und dankbar, und es kam nie zu Unmutsäußerungen Diese innere Ruhe hat uns Europäer fasziniert, denn bei uns ist so etwas fast unvorstellbar.

Den Abschluss unserer Reise bildete ein riesiges Dorffest, das eigens für uns veranstaltet wurde. Das Fest klang mit den lebensfrohen und rhythmischen Darbietungen der einheimischen Tanzgruppen aus. Mit dieser Feier ging eine unvergessliche und interessante Reise in eine für uns fremde und faszinierende Kultur zu Ende. "Wer Augen hat zu sehen, der sehe! Achtet aufeinander, auch wenn ihr anders seid!"

(Helga Fuchs)