Predigt in Weinburg/Obergrafendorf.



"Was kann uns scheiden von der Liebe Christi?, fragt Paulus. Er fügt auch gleich seine Antwort an: "Bedrängnis, Not oder Verfolgung, Hunger oder Blöße, Gefahr oder Schwert? All das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat!" (Röm. 8/35 f)

Liebe Schwester und Brüder in Christus!

Paulus hat nicht übertrieben; sein Leben und Sterben für Christus waren dafür der Beweis.Uns bedrückt kein Hunger; wir werden des Glaubens wegen nicht verfolgt und haben keinen Tod durch das Schwert zu fürchten. Und doch leben so viele auf Christus getaufte von ihm geschieden. Es braucht nicht viel, um heute Men­schen von der Liebe Christi zu scheiden: ein wenig Gleichgültigkeit, ein wenig Bequemlichkeit, ein wenig Sattheit; die Erhöhung der Kirchensteuer, ein Pfar­rer, den man nicht mag, oder eine Nachbarin, die täglich in die Kirche rennt, daheim aber unerträglich ist; ein Kindheitserlebnis mit einem ungerechten Religionslehrer usw. Es braucht wirklich nicht viel!

Bedeutet diesen Menschen die Liebe Christi so wenig? Hat ihnen niemand diese Liebe Christi überzeugend verkündet, überzeugend vorgelebt; konnten sie nie beglückende Erfahrung christlicher Liebe machen? (könnten wir über diese Menschen fragen).

Man kämpft nur für das, was einem etwas wert ist. Was aber ist uns die Liebe Christi wert? Was scheidet uns von ihr? Paulus konnte Hunger, Verfolgung und Schwert überwinden; die Liebe Christi war es ihm wert.

Viele Menschen setzen heute offensichtlich die Lebenswerte falsch. Es ist schon viel geredet und geschrieben worden, daß das Materielle zu sehr die menschli­chen, seelischen Werte verdrängt. In Krisen aber trägt das Materielle wenig. So viele Ehen und Familien stehen heute in einer Krise, weil es ihnen so schlecht gelingt, den alles überragenden Wert der Liebe in die kleinen Alltagssituationen einer Ehe oder Familie umzusetzen. Vielleicht gibt man bei Schwierigkeiten auch zu rasch auf, anstatt sich in immer neuen Schritten konsequent und vertieft um die Liebe zu bemühen?

Wir werfen nicht nur zu viele noch nützliche Sachen weg — "Wegwerfgesell­schaft" nennt man uns —, wir werfen Alles viel zu rasch weg.

Ob nicht viele Ge­taufte auch ihren Glauben zu rasch wegwerfen, oft aus kleinlichen Anlässen? Ob nicht mehr Auseinandersetzung mit dem Glauben, mit der Kirche, mit Christus der zwar mühseligere, aber doch menschlich erfüllen­dere Weg wäre?Nichts, aber schon gar nichts konnte Paulus von der Liebe Christi trennen. Als getauften wollen wir uns um diese Liebe Christi immer auf neue bemühen. AMEN.