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Weihnachten in Nigeria

Durch die erfolgreiche Missionierung des Südens von Nigeria im neunzehnten Jahrhundert haben sich der christliche Glaube und somit auch die damit verbundenen christlichen Bräuche etabliert. Weihnachten, das Fest der Geburt Christi, hat schnell unter den Menschen Anklang gefunden. So auch in meinem Dorf Umunohu im Osten von Nigeria. Im Gegensatz zu den Bräuchen in Österreich ist das Weihnachtsfest kein Familienfest, sondern ein Gemeindefest. Die Adventzeit ist allgemein eine ruhige Zeit, da die Menschen noch nicht von diesem Konsumrausch vereinnahmt worden sind. Es ist nicht üblich, dass jedes Kind zu Weihnachten ein Geschenk bekommt, da die durchschnittliche Familie in meinem Dorf fünf bis sechs Kinder hat. Deshalb freuen sich die Kinder ganz besonders, wenn sie zu Weihnachten irgendwelche Kleinigkeiten von den Eltern geschenkt bekommen. Um den Kindern eine Freude zu bereiten, mussten sich die Eltern etwas einfallen lassen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie meine Mutter die mir zu klein gewordenen Schuhe ein ganzes Jahr lang versteckt hat, um sie dann meinem kleinen Bruder als das Weihnachtsgeschenk zu überreichen. Oft bekam ich Sprechverbot auferlegt, damit ich die Herkunft dieser gebrauchten, aber neu polierten Schuhe nicht verrate.



In meinem Dorf gibt es am Heiligen Abend keine Kindermette, sondern alle Kinder sind auch zur Christmette eingeladen, die üblicherweise um cirka 21.00 Uhr stattfindet und etwa drei Stunden dauert. Am Christtag wird die Hl. Messe sehr, sehr rhythmisch gestaltet. Der Priester muss sich Zeit nehmen, da dieser Dankgottesdienst über drei Stunden dauert. Nach der Messe werden in den Familien traditionell Reisgerichte serviert. Das eigentliche Weihnachtsfest findet dann im Dorfzentrum am Nachmittag statt, umrahmt von einer großen musikalischen Darbietung der verschiedensten, aus dem Dorf stammenden Musikgruppen. Bei diesem Fest trifft Jeder Jeden. Wer im Dorf nicht zum Fest kommt, ist in diesem Jahr zu Weihnachten nicht zu Hause.

"Weiße Weihnachten" ist kein Begriff für die Kinder in Nigeria, da es oft zu Weihnachten etwa 27 ° hat. Anstatt Schifahren zu gehen oder einen Schneemann zu bauen, spielen die Kinder Fußball in den Weihnachtsferien. Es gibt auch keinen Christbaum zu Weihnachten, sondern die Eingänge der Häuser werden mit Palmzweigen geschmückt. Diese Palmzweige sollen jedem, der in dieses Haus hinein geht oder aus diesem Haus heraus kommt, Segen für das kommende Jahr bedeuten. Zugleich wird alles, was in diesem Jahr nicht gelungen ist, von den Palmzweigen aufgenommen. Zu Silvester, um Mitternacht, müssen alle Familien diese Palmzweige in das Dorfzentrum bringen, um dort verbrannt zu werden. Die Leute tanzen um dieses Feuer herum und bitten um Gottes Segen für das nächste Jahr. Nachher gehen die Leute nach Hause und fangen gleich mit dem Zusammenräumen und Putzen an. Alles soll wie neu sein, damit das Glück des neuen Jahres in die Familie einkehren kann. Es gibt auch ein abergläubisches Brauchtum in meinem Dorf: wie du am ersten Tag des Jahres bist, so wirst du das ganze Jahr sein. Als Kind habe ich es sehr ernst genommen und habe mich am Neujahrstag ganz besonders bemüht, brav zu sein. Ich habe Wasser geholt, alle freundlich gegrüßt, den Eltern und Großeltern gefolgt und mit Niemandem (8 Geschwister) gestritten. So konnte das neue Jahr gut beginnen. Ich wünsche Euch allen ein friedvolles Weihnachtsfest und Gottes Segen im neuen Jahr.



Mag. Dr. Emeka Emeakaroha
Pfarre Ober-Grafendorf & Weinburg