Und immer war da ein Lächeln im Gesicht der Menschen - Nigeria anders gesehen

"Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erleben" Dieses Sprichwort kennen Sie sicherlich und manchmal trifft es den Nagel auf den Kopf. Ich glaube es ist die richtige Einleitung für die Eindrücke, die wir als Reisegruppe aus der Diözese St. Pölten von Nigeria, der Heimat von Mag. Emeka Emeakaroha - Kaplan in Obergrafendorf - bekommen haben. Die Frage ist, wo soll ich beginnen? Mit der Landschaft oder dem Häusermeer von Lagos oder Vielleicht mit den Menschen denen wir begegnet sind?

Aber davor noch kurz zu unserem eigentlich Ziel in Nigeria. Amakohia im Imo State, wo wir uns fast zwei Wochen lang aufhielten. Amakohia liegt im Südosten Nigerias, das Klima ist dem in Lagos ähnlich. Dazu muss man natürlich noch bemerken, dass wir um nach Amakohia zu gelangen am folgenden Tag mit einer Boeing 737 der Chanchangi Airlines nach Port Harcourt geflogen sind. Ein Inlandsflug, der eine knappe Stunde dauert und der Küste Nigerias folgt. Die Stadt Port Harcourt ist ein wichtiger Umschlagshafen für Erdöl und liegt umgeben von Palmenhainen im Delta des Nigers, der hier in den Golf von Guinea mündet. Nach einer dreistündigen Fahrt trafen wir schließlich in Amakohia ein. Wir wurden von Schülern der örtlichen Grundschule willkommen geheißen, die zu Ehren ihren Sponsor Msgr. Franz Schrittwieser und der europäischen Gäste in ihren rot-grünen Schuluniformen sangen und tanzten. Ein Empfang von dem man nur träumen kann. Die Freude über unser Kommen konnte man den Menschen im Gesicht ablesen. Diese Freude und immer ein kleines Lächeln im Gesicht ist etwas, was ich in diesen Tagen immer wieder bemerkte. Ob wir nun die Grundschule besuchten oder ein Seminar für Mittelschüler, es war immer irgendwo da. Obwohl die Ausstattung der Schulen kärglich ist oder nur aus einer Tafel besteht die sich in einem Raum an der Wand befindet. Die Unterbringung in den Schlafsälen des Seminars erinnerte uns an die Zeit des vorletzten Jahrhunderts, aber es war nirgends eine Niedergeschlagenheit oder eine Resignation zu merken, sondern immer die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu spüren und immer ein kleines Lächeln wenn schon nicht wahrnehmbar, doch zu erahnen. Diese Erfahrung begleitete uns durch die gesamte Zeit unseres Aufenthalts. Es war genauso beim Besuch des Distriktkrankenhauses wo eigentlich nur die Pflege im Mittelpunkt steht und es an allen Ecken und Enden fehlt oder beim Einkaufen auf den Märkten. Wir waren nie Objekte, immer begegnete man uns als Menschen. Die natürlich anders aussahen, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich im negativen Sinn angestarrt werde oder vielleicht sollte ich besser sagen das Gefühl, dass ich hier nicht gewollt bin, weil ich eine andere Hautfarbe habe. Und immer war da ein Lächeln im Gesicht der Menschen.

Dasselbe erlebten wir beim Sonntagsgottesdienst. Eine Freude die wir vielleicht vergessen haben. Ein mitfeiern, ein mitsingen und mittanzen, die die afrikanische Lebensart auch in der Messfeier allgegenwärtig und lebendig erfahrbar machte. Gott ist hier in das Leben der Menschen miteinbezogen. Religion ist ein wichtiger Bestandteil nicht nur im sonntäglichen Leben der Christen, sondern findet auch im täglichen Leben ihren Platz. Gemeinsamer Gottesdienst ist hier ein wirkliches Feiern mit Jesus. Dieses Miteinander und Füreinander drückt sich in der Predigt und in gemeinsamen Anliegen aus, die vor der versammelten Gemeinde zum Ausdruck gebracht werden. Und immer war da ein Lächeln im Gesicht der Menschen.

Hoffnung und keine Resignation spürte ich auch beim Besuch von alten und kranken Menschen. Trotz der fehlenden Behandlungsmöglichkeiten und des einfachen Lebens ging von vielen eine Kraft aus, die das Leben bejaht. Die Kraft aus der Liebe Gottes schöpft um mit Krankheit und Schmerz umzugehen und selbst da erfuhr ich Gastfreundschaft und Aufnahme die von Herzen kommt. Und immer war da ein Lächeln im Gesicht der Menschen.

Dieses Lächeln ist etwas das mir bleibt. Ein Lächeln das soviel positive Kraft und Energie ausstrahlt. Das sich nicht in Resignation uns Schicksalsergebenheit verliert, sondern eine Manifestation der Wende zum Positiven und Guten im hier und heute ist. Und vielleicht lerne auch ich dieses Lächeln in mein Gesicht zu bringen.



Gruppenbild (von links nach rechts) Gerald Haiderer, Gabriela Haiderer, Mag. Friedrich Mikesch, Eva-Maria Frank, Othmar Ableidinger, Chidimma Emeakaroha, Mag. Emeka Emeakaroha, Dr. Andrea Tessarek, Msgr. Franz Schrittwieser, Ingrid Fuchssteiner, Bgm. Josef Hösl

alle Fotos und Bericht (R) Othmar Ableidinger