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Begegnung in der Gemeinde

Meine Begegnung mit Kindern in Österreich ist eine Bereicherung für mich geworden. Kinder sind überall gleich unkompliziert, einfach, ehrlich und neugierig. Jedes Jahr gehe ich in den Kindergarten in Obergrafendorf, um mit den Kindern das Martinsfest vorzubereiten. Ich pflege es, die Kinder auf afrikanische Weise zu begrüßen, indem ich die Runde gehe und jedem Kind die Hände reiche. Es fällt mir immer wieder auf, dass einige Kinder nach dieser Begrüßungsrunde ihre Hände zwei oder drei Mal genau anschauen, da sie vermuten, dass meine Hautfarbe nicht echt sei. Um die Kinder zu gewinnen, lade ich sie dann ein, meine Hände bewusst anzugreifen, um sich zu überzeugen, dass meine Hautfarbe echt ist. Dabei haben die Kinder immer ihren Spaß, aber dadurch erreiche ich etwas Wesentliches: der Abbau und die Überwindung von jeglicher Begegnungsangst. Diese Begegnung mit den Kindern im Kindergarten wirkt sich sehr positiv in unserer Kirche aus, wenn ich die Kinder in der Familienmesse nach vorne zum Vaterunserkreis einlade.

Bei mir Zuhause in Nigeria geht es sehr leicht, ein Kind für die Gottesdienste zu begeistern und auch aktiv in das Geschehen miteinzubinden. Kinder werden immer extra mit verschiedenen afrikanischen Aufrufen begrüßt, zu denen sie immer mit großer Begeisterung zurück antworten. Wie ich als Kaplan nach Obergrafendorf gekommen bin, habe ich lange überlegt, wie ich die Kinder bei Gottesdiensten am besten ansprechen kann, damit sie sich wahrgenommen fühlen. Mir ist nichts eingefallen, bis ich einmal bei einem Kindertheater in St. Pölten war und der Hauptdarsteller die Kinder am Anfang der Veranstaltung begrüßte, indem er sagte: "Liebe Kinder, seid ihr alle da??" Die Kinder haben mit so einer unglaublichen Begeisterung zurück geantwortet. Ich habe mir gleich nachher gedacht, dass ich so eine Begrüßungsgeste unbedingt für meine Kindergottesdienste brauche. Nach ein paar Wochen habe ich es bei einer Familienmesse ausprobiert, die Kinder mit folgenden Worten zu begrüßen: "Liebe Kinder seid ihr alle da?" Da explodierten die Kinder mit Ihrer Antwort: "Jaaaaaaaaaaa!!" Darauf applaudierten alle in der Kirche. Seither begrüße ich die Kinder bei der Familienmesse so und inzwischen merke ich, dass Sie einfach auf diese Begrüßung warten. Bei ihnen hat alles sehr schnell und einfach funktioniert.

Um die Erwachsenen bei meinen Gottesdiensten persönlich zu begrüßen, habe ich auch angefangen, nach der liturgischen Begrüßung, den Gläubigen auch "einen schönen guten Morgen" zu wünschen. Am Anfang habe ich keine Antwort von ihnen bekommen. Ich versuchte, nach der Messe am Kirchenplatz die Leute anzusprechen und zu fragen, warum sie nicht auf meine Begrüßung in der Kirche antworteten. Eine Frau sagte mir: "Herr Kaplan, wir sind nicht daran gewohnt, in der Kirche etwas zu sagen!" Mit dieser Antwort ist mir auch der Unterschied zwischen der österreichischen Kirche und der Kirche bei mir in Nigeria sehr stark aufgefallen. Ich habe dann darüber gepredigt, dass man auch in der Kirche einander begrüßen darf. Heute ist es inzwischen selbstverständlich geworden. Auch in der Wochentagsfrühmesse antworten die Leute zurück, wenn ich ihnen einen schönen guten Morgen wünsche.