Nigeria – eine Reise wert


Von Mitte Juli bis anfangs August dieses Jahres hatte eine kleine und bunt gemischte Reisegruppe das große Glück, einer Einladung von Pfarrer Dr. Emeka Emeakaroha in seine Heimat Nigeria folgen zu dürfen.
Gestartet wurde von Wien, dann ging es weiter nach Frankfurt, und von dort nach Abuja und Port Harcourt. Obwohl sich die einzelnen Reiseteilnehmer vorher kaum kannten, entstand sehr bald ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Vertrautseins. Nach einer Nacht in einem Hotel wurde die Reisegruppe am nächsten Morgen von mehreren Autos nach Umunohu, dem Heimatdorf von Pfarrer Emeka, gebracht. Dort warteten bereits die Dorfbewohner und bereiteten einen herzlichen Empfang. Wir alle hatten sofort das Gefühl, wirklich willkommen zu sein, und wir waren es auch, denn Chief Emeakaroha, der Vater von Emeka, begrüßte alle Gäste aufs Herzlichste und hieß uns für die nächsten zwei Wochen in seinem Haus und seiner Familie willkommen. – Und beim feierlichen Empfang am Abend wurde jeder Gast mit einem typisch afrikanischen Gewand beschenkt.
Eine Begegnung mit dem ehemaligen Bischof und dem Regens im kleinen Seminar waren sehr eindrucksvoll, sah man doch, wie stolz die beiden auf ihren ehemaligen Zögling sind. Ein sehr berührender Augenblick war auch, als mitten in Afrika die österreichische Bundeshymne gesungen und die österreichische Fahne gehisst wurde. Es sollte ein Symbol für die enge Beziehung zwischen Nigeria und Österreich sein, zwischen Emeka und seinen Freunden.
Wir besichtigten bzw. durften auch bei einigen Projekten dabei sein, die Mag. Dr. Emeka Emeakaroha bereits mit Spendengeldern umgesetzt hat: Ein Brunnen versorgt das ganze Dorf mit dem dringend benötigten Trinkwasser, eine Ausbildungsstätte für künftige Schneiderinnen sichert vielen jungen Mädchen die Zukunft, die Unterstützung einer großen Anzahl von Kindern, die durch die Emeka-Stiftung  „Pateneltern“ in Europa bekommen haben und somit eine Ausbildung erhalten können, Jugendliche, die zum Sport angehalten werden, um so ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten, Wettbewerbe zur Förderung der Kreativität werden veranstaltet, wo junge Leute beweisen, dass man aus bescheidenen Materialien wertvolle Sachen erzeugen kann und nicht zuletzt der Bau eines regionalen Krankenhauses, der nur dank der Spendengelder zügig voranschreitet. Ein Besuch in der Dorfschule zeigte viele fröhliche Kinder, die uns mit einem Tanz begrüßten, ließ uns aber auch bewusst werden, wie wenig sie im Vergleich zu uns haben.


Die Auszeichnung, vom Gouverneur des Landes persönlich eingeladen zu werden und von ihm sogar für den gesamten Aufenthalt einen Bus zur Verfügung gestellt zu bekommen, war sicher sehr groß, die Sehenswürdigkeiten, wie das Biaframuseum oder der Besuch der modernsten Kathedrale von Afrika, die Besichtigung verschiedener Betriebe, wie einer Palmölpresserei, eines einheimischen Bauern oder der Besuch eines „echten“ Medizinmannes waren hochinteressant und sehenswert, der Motorradausflug durch den afrikanischen Busch war auf jeden Fall ein kleines Abenteuer, die schwungvollen Messen am Sonntag mit den lebenden Tieren bei der Gabenbereitung ein ungewöhnliches Erlebnis, das Schlendern durch den Wochenmarkt ein Ausflug in eine andere Welt, die Einladungen bei verschiedenen Leuten ein wertvoller Gedankenaustausch, die Mitfeier einer Taufe ein schönes Fest,  aber am berührendsten waren sicherlich die Begegnungen mit den Kindern. Fast jeder der Reiseteilnehmer konnte „sein“ Patenkind sehen und mit ihm Kontakt aufnehmen. Die Freude war dann auf beiden Seiten sehr groß. Es verging aber auch kein Tag, an dem nicht Kinder des Dorfes auf Besuch kamen und dankbar waren für jede freundliche Geste. Aber als am Ende des Aufenthaltes bekannt wurde, dass die „Freunde aus Österreich“ für die Kinder Geschenke mit hatten, warteten an dem angekündigten Tag mehr als 1500 (!) Kinder, um einen Kugelschreiber oder ein Kapperl zu erhaschen. Viele von ihnen warteten stundenlang und waren glücklich über jedes kleine Geschenk.
Wenn man aus einem Land wie Österreich kommt, wo es selbstverständlich ist, dass jedes Kind etwas zum Schreiben und Lesen hat, wo es selbstverständlich ist, dass man bei einer Krankheit zum Arzt gehen kann oder bei einem Unfall ins Krankenhaus kommt, da wird einem bewusst, was die Emeka-Stiftung in Nigeria für dieses Gebiet leistet. Man kann kaum in Worte fassen, was hier an Aufbauarbeit vollbracht wird.
Wir in Europa leben im Vergleich zu den Leuten von Nigeria in großem Wohlstand, und trotzdem können wir viel von ihnen lernen, die Achtung vor den Alten, den enormen Zusammenhalt der Familien oder dass man sich auch über kleine Dinge riesig freuen kann.
Nigeria ist eine Reise wert. Ich persönlich habe viele kleine Geschenke für dieses „arme“  Land mitgenommen, und bin doch weitaus reicher beschenkt zurückgekommen, nämlich der erlebten Erfahrung, dass die Sprache des Herzens überall gleich ist und überall verstanden wird und dass ich für „mein“ Patenkind ganz, ganz wichtig bin.
Danke für diese wunderschöne Reise! 

Helene Kleebinder - Oberwölbling